"3 Uhr 10"

GESCHMEIDIG 1995

3 UHR 10

 

FLIP: Mitternacht, wir steigen ins Automobil.

Wir wollen herumfahren, doch haben wir kein Ziel  

kein Ziel! wohin wird uns der Weg wohl führen?

Egal der Tank ist voll, ich starte an kommt schließt die Türen.

Gefangen wie ein Fisch im Netz der Straßen,

noch sind wir in der Stadt an der Donau, bald werden wie sie verlassen.

Richtung Wels ? vielleicht - Richtung Steyr? – vielleicht

Mühlviertel, die Stadtgrenze ist schon erreicht.

Während LAIMA einen Ofen baut,

ein letzter Blick zurück Richtung Stadt, ganz vertraut

sind mir die Schornsteine der Industrie, ich kenne sie

seit der Kindheit, eingeprägt ist ihre Geometrie

in den Zellen von meinem Gehirn,

die Bilder laufen weiter und weiter während die Räder rotieren

fast lautlos auf dem pechschwarzen Asphalt;

zuviel Rauch im Auto, ich öffne das Fenster einen Spalt

Frische Luft weht mir die Haare ins Gesicht

meine Augen geblendet vom grellen Scheinwerferlicht

des Autos das das uns entgegenrast

ein Moment des Blindseins - ich geh' vom Gas!

 

rollin' Rawhide

 

HUCKEY: Ein paar Kilometer weiter, mein Blick schweift in die Ferne

über uns der Himmel, nur Mond und Sterne

Eine glasklare Nacht im Auto verbracht,

unter uns der Asphalt über uns die Sternenpracht

Hinter uns liegt die Straße wie ein Wurm.

Alles geht so schnell, es ist wie in einem Zeitsturm.

Zurück in die Stadt geht's nach rechts, FLIP muß blinken

und vorne an der Kreuzung seh' ich unsere Homies winken

Ich muß daran denken, wie ich als kleiner Junge war

mit Sommersprossen und rötlichem Haar

Mancher hat sich gefragt was mit mir das Problem ist

ich spielte Streiche wie der Lausejunge Denis

Doch dann hab' ich gecheckt wie das ist mit dem Leben

Für manche Dinge musst du kämpfen andere werden sich ergeben

Achtung! Vorsicht! Bremsen quietschen, es rauchen die Profile

Ich habe schon gedacht jetzt zerfetzt es die Ventile!

Ich werde nervös und springe auf mit einem Satz!

Aber alles in Ordnung, FLIP hat einen Parkplatz.

 

LAIMA: FLIP rutsch mal rüber, laß mich mal ans Steuer,

mir ist deine Fahrweise nämlich nicht geheuer.

Ihr wollt ein Abenteuer? Dann geb' ich Gas.

Aber für mich ist das Wort nicht bloß eine Phrase.

In der Autofahrerwüste da bin ich wie 'ne Oase.

Ich rase, verblase, tanz jeden vor der Nase

'rum, ihr seid schon ganz stumm

ihr habt die Hosen voll, doch das nehm' ich euch nicht krumm

Der Motor, er hat sich überschlagen, hör ich von euch Klagen,

oder habt ihr Jungs Probleme mit dem Magen?

Ihr wollt raus? Ihr braucht es nur zu sagen!

Aber bei 190 wird es keiner von euch wagen.

Ja ich weiß, ihr könnt es nicht ertragen,

wenn ich beim autofahren zuviel über den Strang geschlagen hab'

Drum hör' ich jetzt auf, nimm euren Spott in Kauf

und kümmere mich um meinen Fahrablauf.

 

SKERO: Westbahnhof, Ausfahrt Richtung A 4,

der Mittelstreifen zeigt uns den Weg, und ihm folgen wir

Freestyles! Am laufenden Band zum schnippen mit dem Finger

wie der Schwimmer an einer Angelrute

lassen wir uns treiben, Minute für Minute

vergeht wie im Flug. Hey komm fahr'n wir nach Wien,

Benzin hab'n wir genug.

Dunkelheit im Wagen, nur das Licht der Armaturen

Wir fahren über'n Gürtel vorbei an den Huren.

Der Kopf ist schwer, ich laß' meine Gedanken schweifen

wir biegen rechts ab, ich hör' das Quietschen der Reifen

Die Lichter der Stadt ziehen sich über den Lack

ich wippe mit dem Fuß im Rythmus  des Takts

Wir reden über alles und bleiben doch stumm

Autorevers - das Tape dreht sich um.

Die Ampel ist rot, wir bleiben kurz  steh'n,

ich schau auf die Uhr: 3 UHR 10